Im Schnee sind wir alle gleich

Es schneit wieder. Diesmal ist die Straße vor meinem Haus aber befahrbar, offensichtlich ist sie irgendwann gestreut. Letztes Mal saß ich drei Tage im Haus fest, weil ich nicht raus kam.

Wenn ich nicht so eine wunderbare Pflegekraft hätte, hätte ich echte Probleme. Der Schnee liegt dick auf unserer Einfahrt, und wenn er nicht draußen gewesen wäre, um alles wegzuräumen, hätte ich unmöglich rechtzeitig aussteigen können.

Ich denke dabei an die Probleme, die Nichtbehinderte haben, wenn sie unterwegs sind: Ich höre ihr ständiges Murren darüber, wie vorsichtig sie im Schnee sein müssen und dass sie nicht leicht zu den Geschäften oder zur Arbeit kommen. So geht es den Behinderten die ganze Zeit. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir uns vom Moment des Aufwachens am Morgen bis zum Zubettgehen am Abend fortbewegen werden. Wenn ich irgendwie darauf hinweisen könnte, hätten wir vielleicht mehr Verständnis von denen um uns herum?

Vielleicht nicht. Die Menschen sehen, was sie sehen wollen und erwarten, und die meisten von ihnen sind so in ihr eigenes Leben vertieft, dass sie wenig Zeit oder Energie haben, um an andere zu denken. Daran bin ich genauso schuld wie die nächste Person.

Aber es ist ein gewisses Vergnügen, allen anderen dabei zuzusehen, wie sie aufpassen müssen, wo sie ihre Füße hinsetzen, und wirklich Angst vor einem Sturz haben. Irgendwie scheint es uns vorerst alle gleicher zu machen.

~ Ruth Holz schreibt regelmäßig für den SRNA-Blog. Bei Ruth, die in Großbritannien lebt, wurde 2006 TM diagnostiziert. Jetzt teilt sie ihre persönlichen Geschichten mit der SRNA-Community.